Was deine Kinder wissen sollten

Diese Hinweise stammen aus Your Children Should Know (etwa: "Was deine Kinder wissen sollten", New York 1987) von Flora Calao und Tamar Hosansky, einer ausgezeichneten Arbeitsgrundlage, um Kinder darin zu unterrichten, gefährliche Situationen zu erkennen und ihnen zu entkommen, sich gegen Überfälle und Mißbrauch zu wehren und sich sowohl sicher als auch stark zu fühlen.

Um Kindern die Fähigkeit zu vermitteln, sich selbst zu schützen, ist es notwendig, offen mit ihnen zu reden. Persönliche Sicherheitsmaßnahmen können auf die gleiche Weise vermittelt werden wie Brandschutzmaßnahmen und Verkehrsunterricht: durch offene, realistische Informationen und Erklärungen.

Selbstverteidigung ist alles, was deine Kinder in die Lage versetzt, aus einer gefährlichen Situation zu entkommen: die Straße überqueren, wenn sie verfolgt werden; am Telefon keine Fragen zu beantworten; keinem Fremden die Tür zu öffnen; nein zu sagen; laut zu schreien; andere Leute auf sich aufmerksam zu machen; um Hilfe zu rufen; wegzulaufen; ruhig auf den Angreifer einzureden; so zu tun, als würden sie auf den Angreifer eingehen; oder sich körperlich gegen einen Angriff zur Wehr setzen. Ob Kinder sich wohl und sicher fühlen, hängt von ihrer Einstellung und von ihrem Körpergefühl ab. Von ihrer Überzeugung, daß die eigene Sicherheit wichtiger ist als die Gefühle des Angreifers. Und von dem Wissen, daß sie in der Lage sind, sich zu schützen.

Kinder müssen gewisse Rechte auf ihren Körper und ihre Gefühle besitzen, um sich wirksam gegen Mißbrauch schützen zu können. Die folgenden Rechte sind absolut notwendig:

Die Grundrechte des Kindes zum Schutz seiner persönlichen Sicherheit

1. Das Recht, den eigenen Instinkten und "komischen" Gefühlen zu vertrauen.

2. Das Recht, sich zurückziehen zu können, allein zu sein.

3. Das Recht, unerwünschte Berührung und Zuneigungsbezeugung abzulehnen.

4. Das Recht, die Autorität Erwachsener in Frage zu stellen und die Bitten und Forderungen Erwachsener abzulehnen.

5. Das Recht, zu lügen und Fragen nicht zu beantworten.

6. Das Recht, Geschenke abzulehnen.

7. Das Recht, unhöflich oder nicht hilfsbereit zu sein.

8. Das Recht, wegzulaufen, zu schreien, die Aufmerksamkeit anderer Leute auf sich zu lenken.

9. Das Recht, zu beißen, schlagen oder treten.

10. Das Recht, um Hilfe zu bitten.

Wenn du deine Kinder mit diesen Rechten vertraut machst, drück dich einfach und konkret aus, in einer Sprache, die sie verstehen können. Ermutige sie, selbständig zu denken, indem ihr euch Situationen ausdenkt, durchspielt, Rollenspiele macht, Phantasien besprecht oder Begebenheiten aus deiner eigenen Kindheit nachspielt. Nimm den Beitrag der Kinder immer ernst, und hilf ihnen dadurch, die Fähigkeit zu entwickeln, in unerwarteten Situationen spontan Problemlösungen zu finden.

aus: Ellen Bass / Laura Davis: Trotz allem. Orlanda, Berlin, 1990.